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Freier RADELN

Radeln und Alexander Technik

 

Urlaubs-Forschung aus Sylt

 

Die Schulungsmethode der Alexander-Technik ermöglicht die Verbesserung sämtlicher Alltagsaktivitäten der Fortbewegung, der Gestaltung sowie der Berufsausübung durch Körperbewusstsein und Entstörung. Auch sportliche und künstlerische Aktivitäten und Hochleistungsstreben werden durch diesen Zugang von Gewohnheiten befreit und optimiert. Der Artikel befasst sich mit Möglichkeiten, die die Alexander-Technik sowohl in der Verbesserung der Körperstellung auf dem Fahrrad als auch in der Bewegungsausübung des Radelns zur Verfügung stellt.

 

1. Gutes Sitzen

 

Die Position des Sattels

 

Die Platzierung oder Positionierung des Beckens auf dem Sattel prägt die Stellung des Oberkörpers im Sitzen wie auch seine Anbindung an die Aktivitäten der Beine. So beeinflusst sie ebenfalls die Beinfreiheit. Es ist eine Kunst beim Fahrradfahren den richtigen Sattel und seine richtige Einstellung zu finden, damit Komfort und Funktionalität unterstützt werden. Eine wichtige Referenz für die Satteleinstellung sind die Sitzbeine und die Möglichkeit, dem Becken an diesen Stellen so viel Kontakt wie möglich durch den Sattel anzubieten. Dabei spielen auch der Winkel der Satteleinstellung und die Sattelhöhe eine wichtige Rolle. Die meisten Körper sind vielen Einflüssen ausgesetzt und konstant in Bewegung und Veränderung, daher ist es gut, in diesem Prozess immer wieder wachsam zu sein und den Bedürfnissen nach Veränderung der äußeren Umstände zu entsprechen.

Die Vorwärtsneigung des Sattels lädt die Sitzbeine dazu ein, bewusster und satter in den Kontakt mit der Sitzfläche zu gehen. Andererseits birgt sie die Gefahr, die Lordose stark auszuprägen. Die Rückwärtsneigung des Sattels unterstützt wiederum das Kollabieren des Beckens und den Kontakt der hinten liegenden Sitzbeinhöcker mit dem Sattel. Sie stimuliert dadurch eine Entspannung der Lordose. Andererseits kann sie die Tendenz, die Lendenwirbelsäule ganz nach hinten in den Rücken zu drücken, unterstützen, wodurch die unmittelbare Verbindung zwischen Bein, Hüftgelenk, Becken und Rücken beeinträchtigt ist. Eine von der Oberkörperposition und Beintätigkeit unabhängige Beckenstellung zu entwickeln, ist ein hilfreicher Zugang zum guten Sitzen.

 

2. Guter Nutzen des Lenkers

 

Die Position des Lenkers

 

Eine hilfreiche Referenz für die Einstellung des Lenkers ist Qualität der Verbindung von den Händen über die Arme in den Rücken. Je nach Stimmigkeit der Lenker-Stellung wird diese Verbindung verbessert oder erschwert. Um die besten Abstimmungen zwischen Lenker und Sattel zu finden, bedarf es der Experimentierfreude. Wenn es gelinkt, den Lenker so einzustellen, dass er die Hände und Arme unterstützt und der Oberkörper auf ihnen ruhen und sich tragen lassen kann, verweist dies auf die richtige Richtung. Je besser der Lenker Hände, Arme und Schultergürtel stützt, desto besser kann sich der ganze Rücken von der Brustwirbelsäule aus zwischen Kreuz- und Sitzbein nach unten und von Kopfgelenk und Scheitel nach oben entspannen und ausdehnen.

So kann auch die Aktivität des Tretens keine Verformung oder Beeinträchtigungen in der Wirbelsäule verursachen. Bei guter Einstellung des Lenkers kann sogar Beschleunigung im Fahrradfahren dadurch entstehen, dass der gestützte Oberkörper und seine Schwerpunkte in Fahrtrichtung hin losgelassen werden, um Momentum zu generieren.

 

3. Gutes Treten

 

Gesunden Druck machen

 

Je besser das Becken positioniert ist und auf dem Sattel ruhen kann, desto freier können sich die Beine beim Fahrradfahren bewegen. Eine der Grundbedingungen für Bewegungsfreiheit ist der intelligente Einsatz des ganzen Gewichts und der Schwerkraftwirkung beim Radeln. „Alles, was nach unten will, nach unten lassen“ ist ein gutes Motto hierfür. Beim Treten verhilft neben dem Gewichtsbewusstsein des Oberkörpers ein gesteigerter Sinn für das Gewicht der Beine, um eine optimale Kombination aus direktem, muskelkraftbasiertem und indirektem schwerkraftbasiertem Treten zu entwickeln.

Die Aufwärts- und Abwärtsbewegungen des Radelns auf indirekte Weise einzuladen, bringt neue Referenzen für die Bewegungssteuerung und -befreiung in den Beinen. So wird es möglich, den großen Vorteil des Gewicht-Einsatzes bei der Abwärtsbewegung einerseits zu genießen und gleichzeitig die große Freigabe der Schubkraft, die bei der Aufwärtsbewegung auf der Gegenseite wirkt, zuzulassen. In beiden Phasen ist es wichtig, die Gelenk-Verbindung besonders in der Hüfte nicht zu unterbrechen, was es beim Abwärtstreten möglich macht, die Schubkraft, die durch die Hüfte an den Oberschenkelknochen weitergegeben wird, zu nutzen. Bei der Aufwärtsbewegung kann der Oberschenkelknochen durch das Hüftgelenk Auftrieb, Ausrichtung und Balance für das Becken generieren.

 

4. Einsatz der Schwerpunkte

 

Richtungen des Lassens

 

Wenn die innere Unterstützung in Beinen, Armen und Oberkörper genutzt wird, ermöglicht das Zulassen des Gewichts im Auf und Ab des Radelns die optimale Abstimmung aller Kräfte. Es hilf auch dabei, Beschleunigung indirekt durch erhöhten Einsatz und Einladung der Schwerkraftwirkung in verschiedenen Körperregionen zu initiieren. Bei der Kraftaufwendung nach unten ermöglicht die Wachheit für die Stützrichtungen in Händen, Füßen und im Skelettsystem das mühelose Loslassen und Zulassen der Aufwärtsbewegungen.

 

5. Nutzung der Stützverbindungen

 

Die Organisation der Auftriebskraft

 

Über die Knochen und Gelenke sind die Füße durch Beine, Becken, Kreuzbein und Wirbelsäule direkt mit der Schädelbasis verbunden. Die gleiche Verbundenheit herrscht zwischen den Fingerspitzen über die Hand und das Handgelenk, den Arm und den Schultergürtel, mit den Schulterblättern im Rücken und den Schlüsselbeinen sowie mit dem Brustbein vorne. Diese Verbindungen bewusst zu verkörpern, unterstützt den nachhaltigen Einsatz der Muskulatur beim Fahrradfahren und vermeidet übermäßige und unausgeglichen Verkürzungen an Vorder- und Rückseite der Körperstellung, besonders beim Nachvornlehnen des Oberkörpers.

 

6. Die diagonalen Stützverbindungen im Zusammenspiel mit Schwerpunkten, Rhythmus und Gegenbewegungen

 

Antriebskraft durch Schaukeln und Schwingen zwischen Fuß und Schulter einladen

 

Eine hilfreiche und fortgeschrittene Verbindung, die von jedem wahrgenommen und genutzt werden kann, liegt in dem dynamischen Zusammenspiel zwischen dem rechten Fuß, seiner Stützverbindung über Bein, Becken, Wirbelsäule, Rippen und Brustbein bis in das linke Schlüsselbein und die linke Schulter. Genauso wie ihr umgekehrtes Pendant unterstützt sie die Prozesse des Gehens, aber eben auch die des Radelns. Wenn wir es zulassen, dass der rechte Fuß über die Knochen- und Gelenkverbindungen mit der linken Schulter verbunden ist, während er nach unten tritt, kann die Trittkraft in Kombination mit der Stützkraft zum unmittelbaren Hochhebeln der linken Schulter führen. Wie bereits erwähnt findet dieses Phänomen beidseitig statt und kann je nach Beckenposition und Hüftfreiheit, sogar die Rotation der Wirbelsäule stimulieren.

So wird die Länge und Entlastung im Brust- und Halsbereich unterstützt. Das bedeutet, während der rechte Fuß nach unten tritt, kann die linke Schulter nach oben schweben, der Rücken bekommt Schwung und wenn der linke Fuß beginnt nach unten zu treten, kann die rechte Schulter nach oben schweben. So kann ein gesunder Einsatz von Schwerpunkten, Hebelwirkungen, Gegenbewegungen, Schwerkraft, Stützimpulsen und Muskelkraft entstehen und das Fahrradfahren zu einer kräftigenden befreienden Ausdaueraktivität werden.

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